Geschichte der Sektion Bielefeld

Tradition, Moderne, Zukunft
Die DAV Sektion Bielefeld e. V. im Wandel der Zeit
Tradition
Der Deutsche Alpenverein e. V. (DAV Bundesverband) wurde am 09. Mai 1869 in München gegründet, um „die Kenntnis der Alpen zu verbreitern“; der Beginn einer Erfolgsgeschichte – bis heute.
Am 29. September 1893, um 8 1/2 Uhr, trafen sich 14 begeisterte Männer – Frauen waren vom damaligen Vereinsrecht her ausgeschlossen – in der Bielefelder Gaststätte „Modersohn“ um eine Sektion des Deutschen und Österreichischen Alpen Vereins zu gründen. 24 weitere hatten schriftlich ihren Beitritt erklärt. Wilhelm Oltrogge wählten sie zum ersten Vorsitzenden (1893 – 1916). Weitere historische Vorsitzende waren Adolf Bock (1916 – 1921), Carl Oltrogge (1921 – 1932). So begann für unsere Sektion die Zukunft, die Sektion Bielefeld des Deutschen Alpenvereins e. V. ist über 125 Jahre jung!
Wie von vielen Sektionen wurde ein Arbeitsgebiet gesucht und 1910 gefunden: das Gebiet um den Acherkogel (3007 m) in Oetz / Hochoetz (Tirol / Österreich), Stubaier Alpen. 1913 wurde der Bau der „DAV Alte Bielefelder Hütte“ begonnen und zum 21. August 1922 fertiggestellt, die den 2. Weltkriege überstand und die Bergheimat der Sektion wurde.

1933 wurden alle Vereine und DAV Sektionen gezwungen, sich zu entscheiden: Anpassung an den Hitlerfaschismus oder Auflösung. Erst 1934 wurde für die Anpassung entschieden. Die Sektion führte den berüchtigten „Arierparagrafen“ (nur Mitglieder „deutschen Blutes“) und das Gefolgschaftsprinzip (Abschaffung der demokratischen Strukturen) als Voraussetzung für eine Fortführung des Vereinslebens während des Hitlerfaschismus ein, Vorsitzender und dann Gefolgschaftsführer war Dr. Karl Vonschott (1932 – 1945). Man versuchte, Traditionen und Sektionsleben zu bewahren und führte z.B. bis 1944 eine jährliche Fahrt zum Harzer Brocken durch. Der langjährige Schatzmeister Ernst Paderstein musste als Mitbürger jüdischen Glaubens sein Amt 1935 abgeben, war aber weiter Gast bei Wanderungen. Er wurde in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und starb dort. Im Jubiläumsjahr 2018 wurde er mit einem „Stolperstein“ geehrt. Mit der Befreiung vom Hitlerfaschismus wurde auch die Bielefelder DAV Sektion aufgehoben, das verbliebene Vermögen durch die Alliierten eingezogen.

Moderne

Die Bielefelder DAV Sektion erfuhr die Wiederzulassung bereits 1947 mit ca. 550 Mitgliedern. Alfred Bienz war erster Vorsitzer nach der Aufhebung (1947 – 1950). Die Sektion konnte seine Arbeit aufnehmen und weiterentwickeln. Geselliger Höhepunkt des Sektionsjahres und beachtetes gesellschaftliches Ereignis waren seit 1922 über viele Jahre die Alpenfeste bis 1995 im Bielefelder Haus des Handwerks. 1950 konnte der Bielefelder Theodor Streich als einer von 12 unbelasteten DAV Vertretern die Wiederzulassung des DAV Bundesverbandes mit Erfolg beantragen. Im Laufe der Jahre gab es die Sektionsvorsitzenden Theodor Streich (1950 – 1957), Dr. Max Domeier (1957 – 1974), Erich Neumann (1974 – 1982), Wolfgang Nielinger (1982 – 1984) Otto Ringel (1984 – 2004), Rolf Baumotte (2004 – 2015) und Christian Prenneis (2015 – 2018). Seitdem gibt es einen Präsidialvorstand mit fünf gleichberechtigten Vorständen. Rolf Baumotte ist heute Ehrenvorsitzender.
1951 zerstörte eine Staublawine die Alte Bielefelder Hütte, ein Neubau wurde unverzüglich geplant und bereits am 04. August 1954 eingeweiht. Die Wahl des neuen Standortes erwies sich auch Jahrzehnte später als hervorragend. Heute liegt die „DAV Bielefelder Hütte“
auf 2.112 m einerseits im Sommer mitten in der Wanderregion Hochoetz und über die Acherkogel Bergbahn auch für Tagesgäste leicht zu erreichen, eingebunden in die Sellrainer Hüttenrunde. Andererseits ist sie im Winter Mittelpunkt im Familienskigebiet. Wir pflegen das höchste Haus Bielefelds, die Bielefelder Hütte, als unsere Bergheimat und erhalten dort Wege durch die Stubaier Alpen.
Wilde Kletterer und traditionelle Wanderer prallten auch in der Norddeutschen Tiefebene ab den 1970er Jahren aufeinander. Klug moderiert und kräftig begleitet von Otto Ringel und Rolf Baumotte entwickelte sich der Bielefelder DAV von der bürgerlich-konservativ und männlich geprägten Honoratiorenverbindung – die alpenländische Kultur, Reisen in den Bergen und geselliges Vereinsleben vor Ort verfolgte – hin zu einem innovativen Mehrspatensportverein und Naturschutz- und Jugendverband mit bereits 1965 über 2.000 Mitgliedern. In der Bielefelder Marktstraße konnten wir 1981 ein „DAV Sektionshaus“ im Teileigentum mit Geschäftsstelle und Vereinsraum einweihen.
2004 wurde mit dem „DAV Kletterzentrum Speicher 1“ die erste künstliche Kletteranlage zwischen Dortmund und Hannover eröffnet und bot Möglichkeiten zum Klettern und Bouldern. Sie erfreute sich sehr guter Nachfrage weit über die Sektion hinaus, und zwar so, dass es zeitweise Schließungen wegen zu vieler Kletternden an den Routen, Wartelisten für Kinder- / Jugendgruppen gab und sogar kommerzielle Mitbewerber beim Bouldern motivierte – auch das waren Erfolge.
In der Bünde-Spradow ist seit 2022 die „DAV Talstation“ Mittelpunkt der regen Ortsgruppe. Die Sektion wuchs bis 2020 auf über 3.500 Mitglieder. Der Anteil von Jugendlichen und Frauen an der Mitgliedschaft und den Aktiven stieg: wir wurden jünger und weiblicher.
Zukunft
