Hüttentour über die Alpen
22.10.2025
Zu sechst sind wir von Sonntag, 20.07. bis Freitag, 25.07.2025 mit Start in Sölden Richtung Passer Schlucht gelaufen – Wolfgang, Christiane und Michael vom DAV Sektion Hagen und Hartmut, Uwe und Petra vom DAV Sektion Bielefeld. Schwindelfreiheit, Trittsicherheit und eine gute Kondition waren gefragt. Traumhaft schöne Bergwelten und tolle Hütten waren der Lohn.
Sölden – Fiegels Gasthof – Hildesheimer Hütte - Siegerlandhütte – Windachscharte – Schneeberger Weißen – Karlscharte - Schneeberger Hütte (geschlossen) – Hochalm – Passeier Höhenweg - Wiesler Alm – Glaitner Hochjoch – Fleckner Hütte – St. Leonhard – Passer Schlucht – Moos – Timmelsjoch – Obergurgl - Sölden
Tag 1 Sonntag: Schon die Fahrt mit dem Bergtaxi rauf zum Startpunkt ist sensationell. Und wir sind froh, die ersten Höhenmeter gespart zu haben. Nach einem Selfie bei Fiegels Gasthof auf 1.950 Hm gehts los Richtung Hildesheimer Hütte. 965 m Aufstieg! An einer Kehre wundern sich zwei schwarze Schafe mit coolem Haarschnitt über uns. Eins inspiziert gründlich die Rucksäcke. Bald verlassen wir die Baumgrenze und es geht ins Geröll. Nach steilem Anstieg mit spektakulären Aussichten erreichen wir die Hildesheimer Hütte auf gewaltigen 2.900 Hm. Drei steigen noch hoch zum Gletscher Gaißkarferner, ausgerüstet mit Grödeln. Speisen und Trank wie auch das Hüttenpersonal: super!
Tag 2 Montag: Aufbruch um halb acht im Dauerregen Richtung Siegerlandhütte. Unsere kürzeste Etappe. Eine spektakuläre Wanderung - zunächst steil bergab und dann aus dem Tal heraus alpiner Anstieg durch Geröll hoch zum Gamsplatz. Ein anspruchsvoller Übergang und höchster Punkt der Tour mit 3.018 Hm und unzähligen Steinmännchen. Es regnet aus Kübeln.... Runter gehts zum türkisblauen Triebenkarsee. Viele krachend rauschende Bäche sind zu kreuzen. An einem hats die Brücke zerfetzt - kein Problem für einen beherzten Uwe, dem alle vertrauensvoll folgen. Die Siegerlandhütte ist gemütlich, die Zimmer niedlich, Kaiserschmarrn und Apfelstrudel tun gut. Für morgen wird ausführlich diskutiert, welche Lösung wir finden für die leider geschlossene Schneeberger Hütte. Eine Doppeletappe bis zur Hochalm ist für manche ausgeschlossen - nur drei könnten das schaffen. Unser Plan: die Hälfte wird Bus, Taxi und Lastenzug nutzen und drei die Route 27 laufen.
Tag 3 Dienstag: Der alpine Aufstieg durch die schwarze Wand hinaus aus dem Windachtal bringt manche an ihre Grenzen - und uns alle wohlbehalten an die italienische. Bella Italia an der Windachscharte. Am Schwarzen See sind die Strapazen vergessen. "Viele Grüße aus Italien!" tickert eine von uns an die Verwandtschaft … Unser Schlussakkord geht durch ein wunderschönes Hochtal ("wie die schottischen Highlands") mit Blick auf die spektakulären Schneeberger Weißen. Nach ausgiebiger Betrachtung von weißem Flussgestein inkl. Dendriten gehts hinauf zur Karlscharte auf 2.600 Hm… "Nimmt das denn nie ein Ende?" Die Körner sind bei manchen verbraucht - wir stolpern Buckel und Wiese hinunter zur Schneebergalm. Vier nehmen von dort Bus, Taxi und Lastenzug, zwei schaffen die Doppeletappe über die Route 27. Alle sechs treffen gleichzeitig an der Hochalm ein - die zwei Bergsteiger in Begleitung von wohl 60 Ziegen, die uns seit einer Passquerung begeistert auf Schritt und Tritt begleiten. "Was bringst‘ die ganzen Böcke mit?" bölkt der Almwirt Phillipp und verjagt die plötzlich Ungeliebten.
Tag 3 Mittwoch: Erholsame Nacht für alle in herrlichsten Betten. Frühstück mit Marillen- und Feigenmarmelade. Heute gibt es eine Tages-Genusswanderung über den Passeier Höhenweg zum Übelsee. Die Botaniker unter uns kommen ganz auf ihre Kosten, und die Laien wundern sich über Pseudoorchis Albida, Schwarzes Kohlröschen, Kugelorchis, Punktierter Enzian, Mückenhändelwurz. Am Lago malo zieht ein Gewitter auf. Mit den ersten dicken Tropfen sind wir wieder in Sicherheit bei Phillipp.
Tag 4 Donnerstag: Früher Aufbruch gegen 8 in voller Regenmontur, zum Glück ohne Regen. Wir wandern durch Pfützen und Nebel, der bisweilen aufreißt mit spektakulären Aussichten. Einmal beobachten uns von weit oben neugierige Steinböcke. Rauf und runter passieren wir die Wiesler Alm, stapfen durch Kuhdung, die Wiese steil rauf, Jacke an, Jacke aus, den Jaufenkamm hoch auf 2.389 hm zum Glaitner Hochjoch mit Gipfelkreuz und erreichen gegen 14 Uhr die Fleckner Hütte. Unvergleichlich gut sind bei Roland die Spagetti con aglio e olio.
Tag 5 Freitag: Im 12 Bettzimmer haben alle super geschlafen. Nach köstlichem Frühstück mit enormer Brötchenauswahl, Pflaumenmus und Eiern "auf den Punkt" geht es mit dem Bus runter nach St. Leonhard. "Was für eine Fahrt! Da sieht man mal, wie hoch wir waren!" Auf halber Höhe konnte man kurz ein Lastenseil zwischen den Bäumen blitzen sehen - daran ein Edelstahlcontainer mit Milch. "Irgendwie muss man das Zeug ja ins Tal kriegen". In St. Leonhard geht’s nach kurzer Stadtbesichtigung durch die Passer Schlucht. Eine wunderschöne letzte Wanderung mit heute nur 600 Hm. Was für ein Glück in Moos: die Busfahrt startet nach nur 2 Minuten Wartezeit. Abenteuerliche Fahrt mit coolem Busfahrer durchs Hochgebirge zum Timmelsjoch auf 2.509 Hm. Überwältigende Ausblicke. An der Grenze nach Österreich wartet schon der Bus Richtung Obergurgl. Besser geht's auch dort mit dem ÖV-Anschluss nicht. Der letzte Bus bringt uns zurück nach Sölden an unseren Ausgangspunkt Haus Bergblick.
Danke, lieber Wolfgang, für diese wunderbare Tour die Berge rauf und runter und deine tolle Leitung - unglaublich freundlich, immer kompetent und im Zweifel klar! Mille gracie und pfiat di!
Text: Petra Schepsmeier, DAV Sektion Bielefeld